Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas besseres.-Lessing

Freitag, 26. Februar 2016

Eine moderne Fabel


Die zwei Wölfe

Es war tiefster Winter, als ein großer, stolzer grauer Wolf auf einen kleinen, schneeweißen Wolf traf. Er rümpfte die Nase über seine Erscheinung ,,Was bist du denn für ein seltsamer Wicht; klein, schmächtig und erbärmlich. Und deine Fellfarbe! Die ist gegen die Natur des Wolfes, unsere Rasse trägt stolzes Silbergrau." Der weiße Wolf blickte darauf erstaunt ,,Wie kannst du denn festlegen, was das Schickliche für die Rasse der Wölfe ist, nur ausgehend von meiner Erscheinung?" Der graue Wolf antwortete verächtlich:,, Na schau dich doch an, du bist eine Schande für alle Wölfe, du solltest dich noch nicht mal Wolf nennen dürfen. Das sieht man dir doch schon an, da muss man dich nicht kennen." Der kleine weiße Wolf legte seinen Kopf schief, verwundert über so viel Vorurteile und intolerante Äußerungen, die der große Graue von sich gab. ,,Nun, wenn du festlegen darfst, was für Wölfe richtig ist und was nicht, dann kann ich doch genau so festlegen, dass der ideale Wolf genau meinen Werten entspricht." ,,Und welche Werte wären das bitte?", knurrte der graue Wolf erbost. ,,Nun, ich bin schlau und aufmerksam. So weiß ich zum Beispiel, dass die Jäger gleich hier vorbeikommen, um den Wolf zu schießen, der im Dorf die Schafe reißt. Und dank meiner kleinen Statur kann ich mich bei einem Schneehaufen verstecken, bis die Gefahr vorrüber ist.", erwiederte er und verschwand darauf flink im verschneiten Unterholz. ,,Warte!", rief der graue Wolf, doch er hörte schon die Jäger, die ihm auf den Fersen waren. Seine Pfoten versanken im Schnee, als er versuchte zu fliehen und schon bald traf ein Schuss der Jäger ihn ins Herz.

Was brachte dem Grauen dann im Endeffekt seine große majestätische Figur und sein charakteristisches graues Fell? Sein Stolz und seine Intoleranz brachten ihm letztendlich den Tod, denn hätte er den kleinen weißen Wolf respektvoll behandelt, hätte dieser ihn vielleicht rechtzeitig warnen und ihm bei der Suche eines Verstecks helfen können. Also denk´ zuerst und sprich erst dann, hier siehst du, was geschehen kann.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Die Epoche der Aufklärung

Auszug aus Immanuel Kant: „Was ist Aufklärung?“ (1784)
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sicher seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung. [...]
Quelle: Berlinische Monatsschrift. Dezember-Heft 1784. S. 481-494.


a) Mit diesem Appell richtet sich Kant an das einfache Volk, welches in den Zeiten der Monarchie unterdrückt wurde und sich kaum mit komplexen politischen und ethischen Themen auseinandersetzte. Das Volk war es gewöhnt, die Befehle ihrer Monarchen zu befolgen, ohne sie in Frage zu stellen, weil sie es nicht anders kannten und man sich mit einer Auflehnung gegen den Adel in Gefahr brachte. Diese Zustände wollte Immanuel Kant verändern und das Volk darauf aufmerksam machen, dass auch sie etwas bewegen können, wenn "sie den Mut haben, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen".

b) Wie bereits erwähnt, hatten Adel und Kirche alle Macht und alles Wissen auf ihrer Seite. Vieles wurde den einfachen Leuten vorenthalten. Sie wurden manipuliert und das wollte Immanuel Kant nicht weiter mit ansehen. Außerdem kritisiert er, dass das Volk in seiner Leichtgläubigkeit sich nicht von seinem eigenen Verstand, ohne die Leitung eines anderen, bediente.

c) Mit den "anderen" meinte Kant den Adel und die Kirche, die die Gedanken des Volkes gezielt durch ihre Handlungen beeinflusste und ihnen ihre Meinung einredete, die sie akzeptieren mussten. Anderenfalls wurden sie von ihren Mitmenschen ausgeschlossen oder von ihrer Regierung verfolgt.
(1) Die Forderungen der Aufklärer sind aus heutiger Sicht immernoch aktuell, da es auch heute noch Menschen gibt, die sich ihre Meinung von anderen Menschen oder Medien übernehmen, ohne darüber nachzudenken ob diese überhaupt berechtigt ist.Ein aktuelles Beispiel dafür wäre die Flüchtlingskrise, denn viele Menschen lassen sich von Gerüchten und Vorurteilen beeinflussen und halten an ihrem Glauben fest, dass Flüchtlinge keine Lust haben zu arbeiten und nur auf unsere Kosten leben. Meistens sind solche Leute schlecht informiert und versuchen gar nicht erst sich in die Lage der Geflüchteten zu versetzen.
Das zeigt, dass unsere Gesellschaft auch heute noch nicht vollständig aufgeklärt ist. Es gibt natürlich gewaltige Vortschritte im Gegensatz zu Kant's Zeit, denken wir nur mal an die Medizin. Allerdings ist Aufklärung auf der Erde nicht überall auf dem gleichen Stand. Während bei uns die Aufklärung relativ weit fortgeschritten ist und wir viele Möglichkeiten haben uns selbst aufzuklären und uns eine eigene Meinung zu bilden (Internet,...), fehlt es in vielen Ländern einfach an Mitteln und somit an Bildung. 

(2) Definitionsverzeichnis
Die Epoche der Aufklärung: Die geschichtliche Epoche des 18.Jahrhunderts bezeichnet, in der die Vernunft die vorherrschende Kraft war, und in der viele Veränderungen auf philosophischer und sozialer, sowie politischer Ebene vor sich gingen.

 Aufklärung: der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit

Unmündigkeit: Unvermögen sich seines eigenen Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedienen

Selbstverschuldet: ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner one Leistung eines anderen zu bedienen. 

Optimismus: positive Sichtweise auf die Lebensumstände

Weltbürgertum: Befreiung von nationaler Bestimmtheit

Rationalismus: der Glaube daran, dass auch problematische Dinge grundsätzlich erklärbar sind